Aus der Geschichte der Schützengilde
400 Jahre Schützengilde!
Das Gründungsjahr 1618 fiel in die schwerste Zeit Deutschlands, in den Dreißigjährigen Krieg. Eine Folge der Reformation waren unter anderem Kriege der Fürsten untereinander. Wäschenbeuren war eine Grafschaft. Die damaligen Besitzer waren Graf Alexander von Thurn-Valsassina und Taxis (kaiserlich-österreichischer Kämmerer und Hauptmann zu Innsbruck). Diesem gehörte die Hälfte des Ortes. Die andere Hälfte besaß Freiherr Eisenberg zu Hürbel. Diese riefen die Schützengilde zum Schutz der Bevölkerung und deren Habe ins Leben. Die gräflichen Herren hatten Statuten (Verordnungen) herausgegeben, die noch heute im Besitz der Schützengilde sind. Aus den verschiedenen Paragraphen, die sehr streng eingehalten wurden, kann man ersehen, dass nicht jeder in die Gilde aufgenommen wurde. Auch die kleinste Zuwiderhandlung wurde mit einer Geldstrafe belegt. So kann man beispielsweise lesen, dass sich keiner einen Vorteil verschaffen durfte. Hatte einer zu wenig Pulver und Blei zu Hause, so wurde dies mit 10 Batzen (4 Kreuzer) Strafe geahndet. Die Eintreibung der Geldstrafe oblag dem Schützenmeister und notfalls dem Bürgermeister.
Wäschenbeuren (Weschenbewern) hatte damals schon eine eigene Polizei und eine eigene Bürgermeisterordnung. Diese befand sich ebenfalls im Besitz der Gilde. Die Schützengilde musste also nun die Polizeifunktion übernehmen. Die Grafschaft Wäschenbeuren hatte auch eine eigene Gerichtsbarkeit. Die Überwachung derselben gehörte in den Tätigkeitsbereich der Gilde (darum Galgenburg und Hochgericht).
Die neue Straßenführung nach Lorch und der heutige Friedhof bestanden damals noch nicht. Es konnte daher vom Bartschen Haus (ehemals Haus Kettenis) über den Friedhof hinweg geschossen werden (deshalb auch die Bezeichnung Schießmauer).
Nach der Anlegung des Friedhofs sowie der Bundesstraße 297 nach Lorch verlegte die Schützengilde ihren Schießplatz auf den Wäscherhof. Dort wurde über den Garten von Alfons Kaißer in Richtung Wäscherschloss mit Vorderlader, Pulver und Blei geschossen.
Ein Schützenhaus oder einen geschlossenen Raum hatte man nicht. Es gab nur eine Gewehrauflage, die aus einem Stangengerüst bestand. Nach dem Preßburger Frieden verloren die fürstlichen Herren ihren Besitz. Für Wäschenbeuren und die Schützengilde erübrigte sich die Polizeifunktion. Die vorhandenen Statuten wurden der Zeit entsprechend abgeändert und nur dem Schießsport angepasst.
Die Statuten tragen die Unterschrift der damaligen Schützenmeister Josef Müller und Franz Ignatius Scheufele, der Mitglieder Saster Singer, Johannes Fell, Saster Kleesattel, Peter Specht, Johann Tieber Doll, Johann Georg Kaißer, Bernhard Müller, Franz Anton Kaißer, Markus Heer, Josef Behn, Matthäus Hintenberger, Matthäus Kaißer, Pauli Kottmann, Frans Josef Nägele, Peter Hockenmeier, Tiberg Köpf und Viktor Bauer.
Um das Jahr 1870 erbaute die Schützengilde unter der Leitung von Schützenmeister Josef Kaißer (Vater von Xaver und Karl Kaißer) beim Wäscherhof ein Schießhaus aus Holz. Dieses stand später in der Hühhalde.
1905 übernahm die Gilde das Gauschießen des Gaus Mittelschwaben, welches stark besucht war. Ob eine 100- oder 200-Jahr-Feier stattgefunden hat, kann nicht mehr festgestellt werden.
Da das 300-jährige Bestehen in das Jahr 1918 fiel fand keine Feier statt. Die Feier wurde 1928 in der Form eines Jubiläumsschießens nachgeholt.
1910 gründete Lothar Kaißer eine Gesellschaft für Zimmerstutzen. Bernhard Straub unterstützte sie tatkräftig, indem er einen Stutzen kaufte und denselben der Gesellschaft zur Verfügung stellte. Geschossen wurde zuerst bei Max Kaißer, „Grüner Baum“, später bei Johann Schmid „Hirsch“.
1926 erstellte die Zimmerstutzengesellschaft eine Schießanlage auf dem Grundstück von Johann Schmid.
1929 schloss sich die Zimmerstutzengesellschaft der Gilde an, was einen starken Mitgliederzuwachs zur Folge hatte.
1930 wurde das 29. Gauschießen des Gaus Mittelschwaben in Wäschenbeuren ausgetragen. Gauschützenmeister Stemler aus Heidenheim konnte viele Schützen aus nah und fern begrüßen.
Nachdem im Jahre 1936 Wilhelm Stollenmaier zum Ehrenschützenmeister ernannt worden war, wurde Lothar Kaißer Schützenmeister.
Infolge des Krieges ruhte der Schießbetrieb von 1939 bis 1954. Die Vereinsgewehre
wurden ein Raub der Flammen. Die Privatgewehre mussten bis auf zwei abgeliefert werden. Diese konnten über die kritische Zeit, allerdings ohne Munition (Heuschoberstutzen), hinweggerettet werden.
Trotz allem fanden sich einige Männer zusammen, die den Schießsport wieder in Gang bringen wollten. Laut Verordnung der Militärregierung durfte damals nur mit Luftgewehren geschossen werden.
Alfons Straub kaufte solch ein Gewehr und stellte es der Gilde zur Verfügung. Später folgten ihm Lothar und Josef Kaißer mit der Anschaffung eines Gewehres. Somit konnte der Schießsport wieder aufgenommen werden.
Am 6. Januar 1955 fand als erste offizielle Veranstaltung das „Kranzschießen“ statt, welches von 18 Schützen besucht wurde.Anschließend wurden Wahlen für eine Vereinsleitung durchgeführt. Als Schützenmeister wurde Alfons Straub einstimmig gewählt. Das Amt des Schriftführers und Kassierers übernahmen Wilhelm Mohring und Josef Kaißer. Beide hatten ihre Ämter schon Jahrzehnte lang verwaltet. Für den Ausschuss konnten Paul Metzger, Gerhard Schmolz und Fritz Mohrung gewonnen werden. Am 15. und 16. Oktober desselben Jahres wurde ein Eröffnungsschießen, verbunden mit einem Metzelsuppenschießen, durchgeführt. Dieses besuchten 85 Schützen aus nah und fern.
1956 übertrug der Remsgau das Gauschießen der Gilde, welches am 11. und 12. August mit der stattlichen Zahl von 157 Schützen zur Austragung gelangte.
Im August 1957 fand in Straßdorf das Bezirksschießen statt, wobei unsere Mannschaft den beachtlichen siebten Platz belegen konnte.
1958 wurde zum 340-jährigen Bestehen ein Jubiläumsschießen veranstaltet.
1959 errang die Schützengilde den begehrten Herzog-Albrecht-Pokal.
1962 stellte Vitus Schmid der Gilde eine Schießanlage mit zehn Luftgewehren und zwei Zimmerstutzenstände zur Verfügung.
Ebenfalls im Jahr 1962 gab es im Schießsport eine „Neuerung“. Zum ersten Mal wurden Rundenwettkämpfe ausgetragen (Mannschaft und Klasse gegeneinander). Dadurch sollten sich die Vereine kennenlernen und Kameradschaften pflegen.
1963 wurde Alfons Straub in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenoberschützenmeister ernannt. Jüngere Kräfte übernahmen die Vereinsleitung. Zum Oberschützenmeister wählte die Gilde Kurt Nahl, sein Stellvertreter wurde Vitus Schmid. Anton Beck wurde Kassierer und Erwin Bucher wurde Schriftwart. Der Schießsport erfuhr durch die neue Vereinsleitung einen enormen Auftrieb. Dies zeigte sich besonders in den guten Einzelresultaten und den beachtlichen Plätzen im Rundenwettkampf. Die aktiven Schützen und Ehrenmitglieder im Jubiläumsjahr 1968 Einige Schützen konnten Meisterschaften gewinnen. Besonders hervorzuheben wäre, dass Vitus Schmid 1967 in der Seniorenklasse mit 275 Ringen Landesmeister wurde und somit bis zu den Deutschen Meisterschaften vordringen konnte.
Am 20. Juli 1968 feierte die Schützengilde ihr 350-jähriges Bestehen. Der Festabend fand beim Sportplatz im Festzelt statt. Zur Mitgestaltung der beiden Festtage trugen die Musikkapelle, der Liederkranz, das Akkordeon Orchester, die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins sowie die Mitglieder der Schützengilde Wäschenbeuren bei. Mit einem großen Unterhaltungsabend wurden die Festtage beendet.
1969 (ein Jahr nach dem Jubiläum) beschloss der Verein unter der Führung von Oberschützenmeister Kurt Nahl ein Schießhaus mit Schießanlage zu erstellen. Dies war notwendig, weil die Schießanlage an der Göppinger Straße nicht mehr benutzt werden konnte. Der Kleintierzüchterverein Wäschenbeuren stellte freundlicherweise den Schützen seine Ausstellungshalle übergangsweise als Trainingsstätte zur Verfügung. Nachdem die Verhandlungen mit der Gemeinde über den Standort auf dem gemeindeeigenen Grundstück im Gaisrain abgeschlossen waren, wurde der erste Spatenstich am 26. März 1972 gemacht. Im Dezember desselben Jahres, fand das Richtfest statt. Dank der aktiven Mitarbeit der Mitglieder beim Bau konnte die Einweihungsfeier mit Preisschießen am 1. September 1974 stattfinden. Das Akkordeon Orchester, der Liederkranz und der Schwäbische Albverein Wäschenbeuren wirkten bei der Feier mit. Beim Einweihungsschießen nahmen 244 Schützen aus dem Remsgau und dem Hohenstaufengau teil. Aufgrund des nun möglichen Trainings bekamen die Schützen einen neuen Aufschwung. Dieser zeichnete sich mit den guten Schießergebnissen bei den Wettkämpfen ab.
1984 hatte das Schützenhaus sein 10-jähriges Jubiläum. Das Jubiläum wurde mit einem Freundschafts-schießen mit den Nachbarvereinen Hohenstaufen und Lorch verbunden. Der SV Hohenstaufen belegte den 1. Platz vor der Sgi. Wäschenbeuren und dem SV Lorch. 1984 gelang der 1. Luftgewehrmannschaft die mit den Schützen Alfons Wahl, Hans Funk, Alfred Geiser, Erwin Weiß und Inge Kaißer die Meisterschaft in der Kreisliga A.
1985 qualifizierte sich Edmund Kaißer mit der Luftpistole zur Deutschen Meisterschaft in München. Er belegte den 5. Platz.
1988 wurde Edmund Kaißer Bezirksschützenkönig mit der Luftpistole. Die Meistermannschaft in der Kreisliga A Schützengilde Wäschenbeuren in der Rundenwettkampfsaison 1983/84 Alfred Gaisser, Erwin Weiß, Hans Funk, Inge Kaißer und Alfons Wahl.
1989 stellte Oberschützenmeister Kurt Nahl sein Amt zur Verfügung und wurde nach über 20-jähriger Tätigkeit an der Spitze des Vereins, zum Ehrenoberschützenmeister ernannt.
Am 5. Juli 1991 wurde der Meilenstein in der Geschichte der Schützengilde gesetzt. Mit großer Mehrheit wurde der Bau einer Sportpistolenbahn beschlossen. Damit erweiterte sich das Angebot für die Schützen um einige Wettkampfklassen wie Olympische Schnellfeuerpistole, Sportpistole-Kleinkaliber, Sportpistole-Großkaliber und Standardpistole.
Am 8. August 1992 wurde im Beisein von Bürgermeister Karl Vesenmaier und dem Architekt Hermann Schniepp der erste Spatenstich zum Bau der 25-Meter-Bahn vollzogen. Die Schützengilde versprach sich durch den Bau einen neuen Auftrieb im „sportlichen Schießen“. Bürgermeister Karl Vesenmaier betrachtete das Engagement des ältesten Vereins der Gemeinde als eine wichtige Zukunftsinvestition. Service für alle Fabrikate Dank des milden Winters 1992/93 konnte der Rohbau der Anlage im Februar 1993 fertiggestellt werden. Über 1 600 Stunden Eigenleistung der Schützen und Mitglieder wurden bis dahin erbracht. Nun konnten die Innenarbeiten sowie die Planung der Außenanlage durchgeführt werden. Dieses Werk war nur mit der Unterstützung der Gemeinde, den Spenden der Mitglieder sowie sehr viel Eigenarbeit der Vereinsmitglieder möglich.
1994 fand das erste Countryfest statt. Dieses wurde von der Schützengilde 20 Jahre lang veranstaltet. Es hatte schon fast Kultstatus. Für den Verein und die Besucher war es immer eine sehr schöne Veranstaltung.
1996 wurde die Luftgewehrbahn renoviert. Zudem konnte in diesem Jahr Thomas Oswald den 8. Platz bei den Kreismeisterschaften Luftgewehr Schüler erreichen.
1999 erreichten bei den Kreismeisterschaften in der Juniorenklasse A Luftpistole Simon Geiss den 7. Platz und Christian Lisanti den 8. Platz.
Am 28.02.1999 veranstaltete die Schützengilde das erste „Damen-Schnupper-Training“. Dieses wurde Dank der großen Nachfrage am 18.04.1999 erneut veranstaltet.
2001 erzielten wir bei den Kreismeisterschaften auch wieder tolle Leistungen: In der Juniorenklasse A Luftpistole erreichte Christian Wilhelm den 1. Platz. In der Altersklasse Luftpistole belegte Mario Lisanti den 5 Platz.Bei der KK-Sportpistole erreichte die Mannschaft mit Walter Lorenz,Roland Stütz und Simon Geiss den 7. Platz.In der Gebrauchsrevolverklasse .44 Magnum erzielte Roland Stütz den 6. Platz. Zudem konnte Christian Lisanti bei den Landesmeisterschaften den 14. Platz für die Schützengilde belegen.
2003 erreichte Mario Lisanti mit seiner herausragenden Leistung den 29. Platz bei den Landesmeisterschaften
2004 wurde durch die Mithilfe vieler fleißiger Mitglieder die Fassade des Schützenhauses neu gestrichen.
2007 erzielte die Schützengilde wieder tolle Erfolge bei den Landesmeisterschaften. In der Schützenklasse belegte Thomas Hokenmaier den 12. Platz und Roland Stütz den 16. Platz. Zudem konnte Bruno Baumann in der Altersklasse den 4. Platz für die Schützengilde belegen. Ebenfalls 2007 wurde unter der Vereinsführung von Wolfgang Mühleisen eine Bogenbahn auf dem Gelände der Schützengilde geplant. Dank der vielen fleißigen Hände wurde diese im folgenden Jahr fertiggestellt.
2008 erreichte Thomas Hokenmaier in der Schützenklasse den 7. Platz der Bezirksmeisterschaft. Roland Stütz belegte den 11. Platz in der Schützenklasse Großkaliber Unterhebler. In der Altersklasse erreichte Bruno Baumann den 9. Platz.
Am 26.04.2009 wurde die neue Bogenbahn durch den „Goldenen Pfeil“ von Claudia Singer, Gerald Neuwirth und Wolfgang Mühleisen eingeweiht. Daraufhin folgte durch unser Original Lesek eine amüsante und kurzweilige Einführung in den Bogensport. Lesek war in seiner Altersklasse deutscher Feldbogenmeister. Vor Beginn des Mini-Bogenturniers konnten sich viele Gäste bereits sportlich betätigen. Zum Turnier gingen 16 Anmeldungen ein. Nach dem Turnier gab es für Jugendliche und größere Kinder noch bis in den Abend hinein die Möglichkeit, den Bogensport näher kennen zu lernen.
2011 belegten bei den Württembergischen Meisterschaften im Unterhebel Repetiergewehr Thomas Hokenmaier den 4. Platz und Christian Lisanti den 3. Platz. Zudem konnten bei den Landesmeisterschaften im Unterhebel Repetiergewehr Bruno Baumann den 5. Platz in der Seniorenklasse und Christian Lisanti den 3. Platz in der Westernklasse belegen. Ebenfalls im Jahr 2011 wurde das marode Dach der 25-Meter-Schießbahn entfernt und die Lüftung modernisiert.
2015 wurde das Dach der Pistolenbahn provisorisch mit Schweißbahnen abgedichtet.
2016 erfreute sich die Schützengilde über einen großen Zuwachs von Bogenschützen. Die Kinder und Jugendlichen der Bogen-AG der Stauferschule wurden Mitglieder in der Schützengilde und stärkten so den Nachwuchs des Vereins. Sie nehmen an vielen Turnieren teil und sind dabei sehr erfolgreich. In der Regel belegen sie meistens die Plätze 1 bis 5.
Im Jahr 2017 wurde unter der Vereinsführung von Roland Stütz die Planung für ein neues Dach der Pistolenbahn in Angriff genommen. Dieses konnte durch die fleißigen Hände der Vereinsmitglieder im selben Jahr teilweise erneuert werden. Dieses war jedoch erst durch die Spenden der Mitglieder und die Unterstützung der Gemeinde Wäschenbeuren möglich. Ohne diese Unterstützung wäre dieses Projekt für den Verein finanziell nicht leistbar gewesen.
Auch im selben Jahr durfte sich die Schützengilde über Neuzugänge freuen. Im Frühjahr unseres Jubiläumsjahres 2018 konnte das Dach der 25-Meter- Bahn fertiggestellt werden. Zudem wurde die Betonwand der Schießbahn mit verkleidet.
Der Kreisschützentag war der Auftakt in das Jubiläumsjahr, welchen die Schützengilde in der Bürenhalle ausrichten durfte. Dieser nahm einen sehr harmonischen Verlauf. Den Kreisschützenball durften wir dann im April in der TSV-Halle ausrichten. Auch dieser konnte als Erfolg verbucht werden.